Therapieablauf

Die therapeutische Behandlung wird in der Regel ganz individuell an den Bedürfnissen des Patienten und seinem jeweiligen Anliegen bzw. den Beschwerden ausgerichtet. Es gibt jedoch einige grundsätzliche Merkmale der psychotherapeutischen Vorgehensweise, an denen man sich orientieren kann.

So geht es bei der Aufnahme einer Therapie zunächst um das gegenseitige Kennen lernen von Patient und Therapeut. Für eine gute Therapie ist es wichtig, dass der Patient sich im Kontakt wohl fühlt und sich dem Therapeuten anvertrauen kann. Umgekehrt muss auch der Therapeut den Eindruck haben, dass er dem Patienten bei seinen Beschwerden weiterhelfen kann und er der richtige Ansprechpartner ist.

Es folgt eine ausführliche Diagnostik, die die genaue Beobachtung und Analyse des problematischen Verhaltens, aber auch das Herausarbeiten von Stärken und stabilen Lebensbereichen (Ressourcen) des Patienten mit einschließt. Außerdem geht es um die Motivations- und Zielklärung.

Im weiteren Verlauf der Therapie versuchen Patient und Therapeut gemeinsam die Problematik genau zu verstehen. Sie befassen sich mit der Entstehung und möglichen Ursachen, sowie mit Faktoren, die dazu führen, dass die Problematik weiter bestehen und aufrechterhalten bleibt. In der Regel kommt es zu einem Erwerb von Krankheitswissen und mehr Verständnis für die eigenen Verhaltensweisen. Der Patient lernt sich und seine Probleme besser kennen und wird selbst Experte für die eigene Erkrankung. Hierdurch kommt es häufig bereits zu ersten Veränderungen und einem Zuwachs an Selbstvertrauen und Zuversicht. Je nach Problematik und Beschwerden werden dann anhand der Ziele konkrete Veränderungsmöglichkeiten besprochen und erste Schritte hierfür geplant.

Hierbei können verschiedene verhaltenstherapeutische Methoden und Strategien zur Anwendung kommen. Bei der Behandlung von Zwängen und Ängsten stellt z.B. die Auseinandersetzung und gezielte Konfrontation mit den angstbesetzten Situationen im Rahmen des sogenannten Expositionsverfahrens ein besonders wichtiges Therapieelement dar. Bei Unsicherheit in sozialen Kontakten kann z.B. ein zusätzliches gezieltes Selbstsicherheitstraining sinnvoll sein. Bei depressiven Erkrankungen geht es neben dem Aufbau von positiven Aktivitäten und sozialen Kontakten um die Veränderung der vorherrschenden negativen Gedankenmuster. Bei der Aufarbeitung von belastenden Lebensereignissen und Traumatisierungen kann der Einsatz von bestimmten traumatherapeutischen Techniken (dem sog. EMDR) zu einer Veränderung führen. EMDR ist eine Technik aus der Traumatherapie, die aber auch zunehmend bei anderen Erkrankungen eingesetzt wird, vor allem auch bei der Behandlung von Zwängen und Ängsten. Das Erlernen von Entspannungstechniken und Stressmanagementstrategien kann helfen Anspannungszustände zu reduzieren, die bei den meisten psychischen Erkrankungen eine Rolle spielen. Der Umgang mit Gefühlen kann durch Achtsamkeitsschulung verbessert werden. Durch Techniken aus dem Focusing wird auch das unmittelbare körperliche Erleben mit in die Therapie einbezogen, die Selbstwahrnehmung gefördert und die Aufmerksamkeit auf das innere Erleben gelenkt.

Mithilfe dieser verschiedenen Behandlungselemente kommt es in der Therapie zu einer zunehmenden Verbesserung der Problemlösekompetenz und Steigerung des Selbstvertrauens des Patienten. Nach einer Phase der engmaschigen therapeutischen Begleitung kann der Patient zunehmend selbstständig und eigenverantwortlich im Alltag neue Wege ausprobieren und alte Muster verändern. Mögliche Schwierigkeiten bei der Umsetzung neuer Verhaltensmuster können immer wieder in die Therapie eingebracht und besprochen werden bis die Ziele erreicht sind. Am Ende der Therapie können die Abstände zwischen den einzelnen Sitzungen vergrößert werden, so dass eine möglichst lange therapeutische Begleitung erfolgen kann. Unter Umständen kann am Ende der Therapie ein Termin in z.B. einem halben Jahr vereinbart werden, um zu überprüfen, ob die Erfolge stabil geblieben sind. Bei akuten Krisen oder Rückfällen ist eine erneute Aufnahme der Therapie jederzeit möglich.

 

 
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